DIE SUCHT NACH DIR ist das erste Montessori-Theaterstück, das nicht auf einer schon bekannten Geschichte basiert, sondern von den Schülerinnen und Schülern der neunten Jahrgangsstufe der Montessori-Oberschule Potsdam selbst geschaffen wird. Dafür setzen wir uns in Workshops und Gesprächen und mithilfe von Romanen, Gedichten und Literatur mit drei Themen des Jugendalters auseinander: „Rausch und Drogen. Männlichkeit und Weiblichkeit. Und: Liebe und Trennung.“
Lesen sie hier einige Eindrücke aus der Arbeit im Theaterprojekt:
Ein kleiner Raum mit einem beigen Teppich. Zwei Jungen und drei Mädchen sitzen im Raum verteilt und schreiben. Es ist ganz still. Am Anfang hat jede*r erzählt, wie alt er oder sie war, als ihre Eltern sich getrennt haben und wie er oder sie sich damit fühlt, dass Mutter und Vater nicht mehr zusammen sind. Am Ende der Arbeit stehen Texte, die Familiengeschichten erzählen – nicht die eigenen, sondern verfremdete. Zum Beispiel die von einem Paar im Dschungel, das nur noch zusammen kommt, wenn es sich um die Tiere kümmern muss, sich aber ansonsten nicht mehr liebt.
Eine große Gesprächsrunde. 25 Augenpaare sind auf eine Sozialarbeiterin gerichtet, die von ihrer Arbeit im Hospiz erzählt. Wie Menschen trauern und wie sie Verluste verarbeiten, ist das Thema dieser Arbeitszeit. Getuschelt wird nur wenig, die meisten Fragen werden laut gestellt: Ist es deprimierend, mit sterbenden Menschen zu arbeiten? Haben Sie schon mal mit jemandem zu tun gehabt, der vor Trauer richtig wütend war?
12 Neuntklässler und Neuntklässlerinnen stehen vor dem Rest des Jahrgangs, kurz davor, Fotos zu präsentieren, die sie von sich selbst gemacht haben. „Bitte nicht auslachen“, sagen sie. Sie haben sich in Anlehnung an die Künstlerin Cindy Sherman in extremen Männer- und Frauenkleidern fotografiert. Greller Lippenstift, blau geschminkte Augen – schön ist das nicht unbedingt. Ein Spiel mit sozialen, das ist es. Sich trauen, auch mal hässlich zu sein, sich trauen, in eine andere Haut zu schlüpfen, darum geht es hier. Die anderen Schüler und Schülerinnen bewundern den Mut derer, die sich inszeniert haben und loben die Ausdruckskraft der Fotos. Ausgelacht wird niemand.
Ein Grüppchen von 7 Schülern und Schülerinnen steht im Wald beisammen. Die Jugendlichen tauschen sich darüber aus, wovor sie im Zusammenhang mit Drogen Angst haben, aber auch darüber, was sie gerne einmal ausprobieren würden. Die Antworten sind ehrlich, nichts wird versteckt, obwohl eine Lehrerin dabei ist. Das Theaterspielen hat Wege geöffnet, sich unbefangen mit Themen zu beschäftigen, die in der Schule oft nicht genug Raum finden und nur als Störfaktoren in Erscheinung treten.
Text: https://www.potsdam-montessori.de/theaterprojekt-die-sucht-nach-dir